Aber einmal auf der Straße traf die Mutter einen Ghettobewohner, und sofort erinnerte sich Emil daran, was mit ihnen in der Tat wurde. Später schwitzte er sehr sogar, um diese Wahrheit nachzuweisen!
Emil lebte in Kostjuscheny, bis er zum Militärdienst eingezogen wurde. Im Oktober 1956 wurde er einberufen. Er leistete den Militärdienst auf der Krim, in Kertsch, in der Schule für Junior-Luftfahrtpersonal. Dort hatte er großes Glück: Der Oberleutnant, der in Funknavigation in der Luftfahrt unterrichtete, und der Regimentsfunkingenieur erzählten so interessant über die Geräte, dass sie ihn für sein ganzes Leben mit dem Interesse an die und sogar mit der Liebe zur Funkelektronik ansteckten.
Nach der Entlassung aus dem Militärdienst im November 1958 heiratete Emil bereits nach einem Monat. Im Frühling bewarb er sich um einen Studienplatz an der Fakultät für Funktechnik der Polytechnischen Hochschule Lemberg. Trotz eines Missgeschicks bei der schriftlichen Aufnahmeprüfung in Mathe (wegen der Unkenntnis der ukrainischen Sprache verstand er die Aufgabe falsch) wurde er, der gestrige Rotarmist, immatrikuliert!
Beim Militär begegnete Emil übrigens nahezu keinen Juden, und am Institut war das Verhältnis zu ihnen normal. Er studierte immer gut, erhielt sogar ein Leistungsstipendium und erwarb sein Diplom mit Auszeichnung. Als er im dritten Studienjahr war, hörte er einmal per Funk, dass in Kischinew das Funkwerk «Signal» eröffnet wurde und dass es die erste Partie irgendwelcher Tonbandgeräte produzierte. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: «Vielleicht kann ich dort mein Ingenieurpraktikum ableisten?» In den Ferien kam Emil nach Kischinew und sprach mit dem Direktor des Werkes. Es stellte sich heraus, dass der Direktor die gleiche Hochschule absolviert hatte. Somit war das Praktikum für Emil und noch für zwei Kollegen gesichert. Nach dem Praktikum wurde Emil ein Arbeitsplatz im «Signal» zugewiesen, und er arbeitete dort bis 1992 – in diesem Jahr wurde das Werk stillgelegt.
Noch vier weitere Jahre war er in einem großen Fernsehgerätewerk tätig. Man produzierte komplizierte Sondergeräte, er hatte immer mit Seeleuten zu tun.
Alle wussten, dass Etlis Jude war, aber das spielte keine Rolle. Apropos: Im Werk arbeiteten viele Juden, sogar ein Abteilungsleiter war Jude. 1996 verließ Emil das Unternehmen und ging in Rente: Damals wurde sowieso kein Lohn gezahlt, alles brach zusammen.