Еврейские судьбы: Двенадцать портретов на фоне еврейской иммиграции во Фрайбург | страница 78



Er arbeitete nur in der Funkschule der Freiwilligen Gesellschaft zur Unterstützung der Armee, der Luftstreitkräfte und der Flotte (DOSAAF), wo er einer Gruppe von Servicetechnikern im Bereich Elektronik Unterricht erteilte. In der Funkschule war er bis zur Abreise nach Deutschland tätig.

«Dann, lass uns nach deinem «Programm» auswandern»

Auf die Idee zu emigrieren kam nicht Emil, sondern seine Frau. Sie hat zwei Hochschulabschlüsse: Im Bereich Landwirtschaft (Agrarwissenschaftlerin, Obst– und Weinbau) und im Bereich Kultur (technische Bibliographie). Die Frau, von ihrer Herkunft her halb Russin und halb Deutsche, wollte bereits 1995 nach Deutschland auswandern, aber der Mann sträubte sich. Später, als beide schon weg wollten, stellte es sich aber heraus, dass Deutsche nicht mehr so gerne in die BRD aufgenommen wurden. «Na, wenn es so sein soll», meinte die Frau, «dann, lass uns nach deinem» Programm «auswandern».


Эмиль Этлис (2015) / Emil Etlis (2015)


Nach dem jüdischen Programm klappte alles gut, aber der deutsche Faktor wurde auch berücksichtigt. Die Vorfahren der Frau waren nach Russland aus Baden-Württemberg gezogen, und man war bereit, den Eheleuten entgegenzukommen, wenn sie den Wunsch geäußert hätten, in dieses Bundesland zurückzukehren. Außerdem lebten da einige Verwandte der Ehefrau, so dass sie schließlich tatsächlich in Baden-Württemberg aufgenommen wurden. So landeten die Eheleute – infolge einer solchen Überlappung der jüdischen und der deutschen Komponente – zuerst in Baden-Württemberg (Oktober 2001), und dann in Freiburg (April 2002).

Nach den deutschen Kriterien waren sie auch schon Rentner, deswegen brauchten sie keinen Job zu suchen. Die Zeit wird zwischen Fernseher und Computer geteilt, bei der Frau kommt noch das Lesen dazu. Emil besucht manchmal die Gemeinde, aber nicht so häufig: an Feier– und Versammlungstagen (ab und zu kommt auch die Ehefrau). In Kischinew war Emil nur einmal – im zweiten Jahr nach der Auswanderung.

Er hat immer noch gesundheitliche Probleme – er kann nicht schreiben und tippt alles am Computer. Sie kamen im Wohnheim am 26. April an, und am 11. Mai kam der Sohn. Bisher hatten sie sich jahrelang weder gesehen noch gehört – nur per Telefon. Der Sohn stellte einen PC auf, man kaufte einen Monitor und einen Drucker dazu, der Sohn brachte den beiden das Arbeiten am PC bei. So habe sich Emil mit dem PC angefreundet.

Der Sohn war sogar früher als die Eltern ausgewandert, aber nach Israel. Nach 5 Jahren siedelte er nach Kanada um, dort leben zwei große Enkeltöchter der Etlis. Die Tochter ist mit einem Dänen verheiratet und lebt in Dänemark. Sie hat einen kleinen Sohn.