Furchterregend war während der Bombardierungen vor allem, wenn das achtstöckige Haus wie ein Spielzeughaus wackelte. Die Schutzbunker wurden gemieden, aus Angst, begraben zu werden.
Der Vater wurde bei einer Bombardierung verwundet. Die Mutter hob derweil mit den anderen Frauen Schützengräben aus. Regelmäßig beschossen die Deutschen die Frauen dabei zielgerichtet.
Schon im August 1941 sah der 13-jährige Leva Peskin zum ersten Mal einen Hungertod: Im Laden fiel ein Besucher einfach zu Boden und starb. Als der Blockadering dann geschlossen wurde (es war wohl am 8. September), wurde das zur Normalität.
Im Winter 1942 während der Blockade fand im Haus eine Versammlung statt. Es wurde die Warnung ausgegeben, kleine Kinder nicht allein raus zu lassen, da es Fälle gab, bei denen Kinder getötet und gegessen wurden. Auf den Straßen konnte man auch Leichen von Erwachsenen sehen, bei denen Teile des Körpers ausgeschnitten waren. Und niemanden kümmerte es. In den Wohnräumen gab es kein Licht. Beleuchtet wurde mit einer Öllampe: Maschinenöl wurde in einer Untertasse angezündet.
Die Wasserleitungen waren außer Betrieb. Das Wasser holte man aus Luken, indem man einen Eimer mit Seilen nach unten ließ.
In den Wohnräumen war es schrecklich kalt. Der Vater besorgte irgendwo eine «Burschuika», einen Kanonenofen aus Metall, der dann mit allem beheizt wurde, was zu finden oder zu stehlen war. Dazu gehörten vor allem auch Zeitungen. Bücher zu verbrennen, konnte die Familie sich nicht erlauben, aus ethischen Gründen.
Zusätzlich machten die Ratten zu schaffen. Man legte sich schlafen, zog die Decke über den Kopf und sie krabbelten am Körper; riesige Ratten, zum Teil in der Größe einer Katze. Schaffte man es eine Ratte abzuwerfen, kam schon die nächste.
Лев Пескин с женой Софией и сыном Дмитрием / Lev Peskin mit seiner Frau Sofia und Sohn Dmitrij (2012)
Im August oder Ende Juli brannten die Badajew Lagerstätten nieder, wo alle Lebensmittel Leningrads konzentriert gelagert wurden. Sie brannten eine Woche lang. Alles, was den Menschen blieb, war, die Erde bei den Lagerstätten zu sammeln und sie anschließend zu Hause zu waschen. Damit bekam man süßes Wasser.
In der Zeit des größten Hungers bekamen Kinder und Betreute je 125 Gramm des fürchterlichen gepressten Brotes; sonst gab es nichts. Von dieser Mangelernährung bekamen die Kinder aber auch die Erwachsenen schreckliche Verstopfung. Während der Blockade starben sehr viele Menschen daran. Gut, dass die Mutter sich an ein Mittel dagegen erinnerte: Seife in den Anus.