Der Chef der Passabteilung sagte zu den Fall: «Möge sie doch dorthin zurückkehren, wo sie vor dem Krieg wohnte, bitte schön!» Wohin denn? Etwa dorthin, wo das Haus abbrannte und der Ehemann ermordet wurde?
Bella wandte sich an die Redaktion der Zeitung «Roter Stern», an Ilja Ehrenburg. Der verschaffte ihr die Telefonnummer einer Person, die ihr unbedingt helfen würde. Bella machte davon aber kein Gebrauch, denn sie entschied sich für eine andere Lösung. Bella zeichnete neu und schön, in Zeichenschrift, alle Agitationstexte, die in der gesamten Passabteilung benötigt wurden, wofür der Chef der Passabteilung Elisaweta Markowna anmelden ließ. Die Mutter wurde sofort bei Bella im Studentenheim untergebracht.
Das Studentenleben und Studium beanspruchten ihre ganze Zeit und Kraft, doch Bella wollte von Theaterbesuchen nicht verzichten. Oft saß sie einfach auf den Treppen oder stand im Zwischengang: Der Eintritt kostete damals nur ein Rubel. Es gab auch genug junge Gefährten, die gerne das hübsche Mädchen einladen wollten. Darunter war auch Mark Polian, mein Vater.
Могила на Еврейском кладбище во Фрайбурге / Grab auf dem Jüdischen Friedhof in Friedhof
Es gab folgendes Schema bei diesen Einladungen: Man rief Rimma an ihrem Arbeitsplatz an und lud die jüngere Schwester ein, aber nicht früher als auf den nächsten Tag! Manchmal gab es sogar zwei Optionen zur Wahl.
Einmal war sie mit Mark in Bolschoy Theater, wo der «Fürst Igor» aufgeführt wurde. Da verkündete der Theaterdirektor, dass es eine 45-minütige Pause geben wird, da es zum Ehren des Sieges salutiert wird und alle während diese Pause nach draußen dürften. Der Krieg war vorbei!
Nachdem mein Vater meiner Mutter einen Heiratsantrag machte, hat sie «ja» gesagt und zog in das Bachruschinski Haus in Faleewskij Gasse um, wo ihr wie uns allen noch dutzend Jahre in einer klassischen, nach Ilf und Petrow, übervollen Kommunalka bevorstanden, bevor wir in eine neue vom Vater erhaltenen Wohnung auf dem Leninskij Prospekt umgezogen sind (genauer gesagt in zwei Zimmer der Dreizimmerwohnung).
Inzwischen verlief auch Mutters berufliches Leben in mehreren Abschnitten. Von der Moskauer Technischen Universität wechselte sie an die Moskauer Universität für Straßenbau, nach deren Absolvierung sie als Volkswirtin im Fuhrpark des Ministeriums für Seestreitkräfte, anschließend als Prüfer in der Kontrol– und Überprüfungsabteilung des Moskauer Straßenverkehrsamtes arbeitete. In 1969–1978 wurde sie Oberingenieurin in der Zentrale für Internationale Verkehrsverbindungen «Sovtransavto». Schon als Rentnerin arbeitete sie noch lange als Kundenberaterin bei einer Moskauer Transportagentur.