Еврейские судьбы: Двенадцать портретов на фоне еврейской иммиграции во Фрайбург | страница 61



In den Sommerferien nach dem zweiten Semester kam das junge Paar nach Puchowitschi und der Vater richtete für sie zunächst am Abend illegal eine traditionelle jüdische Hochzeit mit Chuppa und Minian und am nächsten Morgen eine legale Feier mit Kalb und «Gefilte Fisch». Unvergesslich!

Danach schien so, als ob Sonias Vater seinen irdischen Werk beendet hätte. Er war nicht krank, aber 1955 wurde er ganz plötzlich gelb geworden. Er ging nach Leningrad, wurden von den mehreren Professoren untersucht, aber nichts half. Im nächsten Sommer, kam die Tochter nach Puhovichi, um ihn zu pflegen. Er verstarb im Alter von nur noch 49 Jahren! Er war ein sehr angesehener Mann in seinem Dorf. Seinen Sarg haben die Bewohner auf den Armen zu Fuß zum Friedhof getragen.

Nach der Hochschule arbeitete Sonia zunächst als Bezirksärztin, danach als Abteilungsleiterin, danach als Inspektorin der Pädiatrie des Leninbezirks von Leningrad. Sonia arbeitete viel, auf anderthalb Stellen, bekam aber wenig. Deswegen arbeitete sie noch nebenher und gab zusätzlich noch Unterricht in der Berufsschule für angehende Krankenschwestern. Erst als sie in die erste Kategorie versetzt wurde, wurde es einfacher. Im Jahr 1973 bauten sich die Piatovs eine Kooperativ-Wohnung und konnten aus der kleinen Kommunal-Wohnung ausziehen.

Emigration

Sonias Schwester Nehama war 7 Jahre alt, als der Vater starb. Später heiratete sie und zog nach Israel. Sie hat zwei Söhne: Einer lebt in Witebsk, in Weißrussland, der andere in Israel.

Ende der 1980er Jahre bereiteten sich auch die Piatovs auf den Wegzug nach Israel vor. Als aber auch Deutschland seine Grenzen für Juden aus der Sowjetunion öffnete, nahmen sie 1992 diese Möglichkeit wahr. Unmittelbar bis zum Aufbruch arbeiteten Sofia Moiseevna und Genadi Aronowitsch. Um die ganzen Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Emigration kümmerte sich ihr einziger Sohn Mischa, der den Namen des Vaters von Sonia bekam. Ebenso wie – jedenfalls teilweise – die Hochzeit Sonias, fand auch die Beschneidung ihres Sohnes im Geheimen statt. Er leistete den Militärdienst, machte einen Hochschulabschluss und wurde Ingenieur. Seine Ehefrau Larissa machte ihren Abschluss auf dem Leningrader Konservatorium und arbeitete als Musikpädagogin.

Zuerst emigrierte Sonias Sohn mit seiner Familie. Sie zogen nach Bad Krozingen im Schwarzwald. Sonias Enkelsohn studiert in Berlin und schreibt ab und zu für «Die Welt» und die Enkelin ist in der gymnasialen Oberstufe, spielt mehrere Musikinstrumente, singt hervorragend und tanzt.