Еврейские судьбы: Двенадцать портретов на фоне еврейской иммиграции во Фрайбург | страница 60




Софья и Геннадий Пятовы ⁄ Sofia und Gennadij Piatov’s


Im Jahr 1946 heiratete der Vater. Grunja Leibovna Strongina war 25 Jahre alt, sie war auch bei den Partisanen gewesen und verlor im Krieg ebenfalls ihre Familie. Bald bekamen die beiden eine Tochter und Sonia eine Schwester, Nehama.

Die ersten Paar Jahre in der Schule waren für Sonia schwer, es stellte sich heraus, dass sie im Wald sogar die Buchstaben vergessen hatte. Aber dann holte sie alles nach, und nach der 5. Klasse hat sie sehr gut gelernt. Zehn Jahre Schule beendete Sonia 1952, noch während der Stalinzeit.

Leningrad

Mit Maia, ihrer jüdischen besten Freundin und einer ausgezeichneten Schülerin, fuhr Sonia1952 nach Leningrad, zur einzigen Hochschule mit einer pädiatrischen Fakultät in der UdSSR. Die Beiden bestanden die Aufnahmeprüfungen und trotzdem den erwünschten Studienplatz nicht erhalten. Es hieß: Die Nachfrage wäre zu hoch.

Maia kehrte zurück nach Puchowitschi. Der Vater von Sonia dagegen schickte an die Hochschule Dokumente, aus denen hervorging, dass sie bei den Partisanen war. Auch der Stab der Partisanenbewegung schrieb an die Hochschule Telegramme, dass die Abiturientin bei Partisanen sogar ausgekundschaftet hat. Daraufhin traf Sonia die Direktorin der Fakultät, namens Schutowa, die sie wie aus heiterem Himmel fragte: «Warum sind Sie, Suchman, nicht im Unterricht? Wir haben Ihre Dokumente erhalten und wissen jetzt, wer Sie sind…»

Später bei der Arbeit machte Sonia keine Erfahrungen mit Antisemitismus. Aber die giftige Pille des Antisemitismus bei der Aufnahme in die Hochschule steckte ziemlich tief. Alle anderen könnten normale Menschen sein und sie musste schon fast eine Heldin der Sowjetunion sein, um den Studienplatz zu bekommen.

Zweimal müsste man ihr nicht wiederholen – Sonia verpasste nie eine Vorlesung. Bald lernte Sonia ihren zukünftigen Ehemann Benzion (Genadi) Aronowitsch Piatov, kennen, der etwa zehn Jahre älter war. 1943 wurde er in die Armee eingezogen (nachdem sein Vater in der Blockade von Leningrad umkam) und nahm Teil an den Kämpfen um die Pulkowski-Höhen, der Befreiung des Baltikums, Polens, Kaliningrads und Berlins. Er war Fernmelder mit einer schweren Spule auf dem Rücken. In den ersten fünf Nachkriegsjahren diente er in der sowjetischen Militäradministration Schwerins. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Mechaniker in der Radiofabrik Kosizki, wo er bis zum Abteilungsleiter aufstieg und studierte fern,