Der Vater wurde von beiden als erster geboren, am 6. Februar 1922 in Moskau, wohin sein Vater, mein Großvater, noch 1915 zog und damit die damals faktische Demontage des Ansiedlungsrayons sich zu Nutze machte. Er arbeitete als Angestellter in einer Bank, zeichnete sich durch eine ausgezeichnete Handschrift aus, von der man sicher nur mit angehaltenem Atem sagen würde: Kalligraphie! (Die Handschrift wird leider nicht vererbt). Der Großvater stammte aus Panevežys in Littaen und seine Frau, meine Großmutter Emma Edelman, aus dem Shtetl Dolginowo in Weißrussland, wo ihr Großvater ein bekannter Rabbiner war.
Sie wohnten in einer Kommunalka auf der letzten Etage des riesigen Bachruschin-Hauses am Bolotnaja Platz. Die Fenster gingen direkt auf den Stadtpark hinaus, hinter dem in den dreißiger Jahren die finstere Silhouette des s.g. «Hauses an der Uferstraße» erschien, wo die sowjetische Parteielite wohnte. Mark ging in die Schule Nr. 19 am Ufer deß Moskwa-Flußes, während sein jüngerer Bruder Efim, der vier Jahre später auf die Welt kam, die Schule Nr. 12 hinter dem Kanal, in der Nähe des Anfangs der Straße Große Poljanka besuchte.
Im August 1939 immatrikulierte sich Mark an der Moskauer Staatlichen Technischen Universität Bauman, die er im März 1945 absolvierte. Während der Evakuierung der Universität – vom 2. April 1942 bis zum 17. Juni 1943 – befand er sich in Ischewsk, wo ihn das Schicksal zum ersten Mal mit meiner Mutter zusammenführte.
Auf der ersten Seite seines Arbeitsbuchs befindet sich eine ungewöhnliche Berufskombination: «Fräser, Pädagoge». Doch die Evakuierung verlief für die Studentenschaft seiner Universität hauptsächlich so: Die Hälfte der Zeit verbrachte man in den Hörsälen, die andere Hälfte musste man an der Werkbank eines Rüstungsbetriebes arbeiten.
Zu Beginn seines beruflichen Laufbandes gab es das tatarische Prothesen-Instandsetzungswerk in Kasan, wohin er als Produktionsleiter versetzt wurde. Nach einer etwa halbjährigen Tätigkeit in Kasan wurde er nach Moskau verlegt, in die Zentrale der Prothesen-Industrie des Ministeriums für Sozialfürsorge der UDSSR (s.g. «Glawprothes», oder «Glawk»). Dort arbeitete er etwa 8 Jahre von 1947–1955 zuerst als führender Technologe einer Technikabteilung, danach als erster Mechaniker einer technischen Produktionsabteilung. Es waren vor allem die Jahre, die durch uneingeschränkten Obskurantismus und den sogennanten Kampf gegen Kosmopoliten gekennzeichnet waren.