ПСС. Том 68. Письма, 1895 г. | страница 37



Sie fragen, ob ich in Verkehr mit den sogenannten Sectanten: Molokanen,>5 Stundisten,>6 Duchoborzen>7 und anderen, stehe. Einige von diesen besuchen mich und schreiben mir. Aber, soviel ich darüber urtheilen kann, entfremden uns von denselben einige von den Sectanten bewahrten kirchlichen Dogmen, nämlich: die der Dreieinigkeit, der Erlösung, des Glaubens an die Göttlichkeit Christi, der Unfehlbarkeit der ganzen Bibel, der Glaubwürdigkeit des alten Testamentes und der Episteln, die ebenso bindlich als das Evangelium wären, und die daraus folgende Abgötterei des buchstäblichen Sinnes der Bibel, das Bedürfniss eines äusseren Kultes, der Versammlungen und Psalmodierungen und einer Leitung mittels eines Priesterthums.

Eine Ausnahme davon machen die Neustundisten>8 der letzteren Zeit, die Duchoborzen des Caucasus’es, deren es mehr als 20,000 giebt, und überhaupt alle neu sich formierenden religiös-rationalistischen Lehren, deren Anhänger es in verschiedenen und allerentlegensten Orten Russlands sehr viele giebt.

Was ist Ihre Meinung über die Nazarener>9 und was wissen Sie von denselben? Ich kenne das Buch Szeberenyi nach der Schrift Schwalm’s.>10 Warum treten Sie nicht in Verkehr mit ihnen? Wenn es die kirchlichen Dogmen sind, die die Nazarenen bekennen, die Sie von ihnen trennen, so glaube ich doch, dass diese Dogmen nur stark bei der alten Generation sind, bei der jungen muss aber eine Vorwärtsbewegung stattfinden, die zur Erlösung von den tötenden kirchlichen Formeln führt. (Eine derartige Erscheinung beobachte ich beständig bei den Molokanen und Stundisten.) Deswegen glaube ich, dass indem die jüngeren Generationen von dem sie beschrenkenden und tötenden Dogmatismus sich befreien und vor sich keinen anderen Ausweg sehen, als entweder das Versumpfen im alten Glauben oder eine vollständige, absolute Ungläubigkeit — (sie gehen gewöhnlich zur letzteren über, indem sie sich dabei nur der Maske halber zur herrschenden Confession bekehren), — glaube ich, dass in diesem kritischen Moment die Hinweisung diesen jungen besseren Elementen auf eine freie moral-religiöse Lehre, welche von den Leuten nicht Lug und Trug und Unterdrückung der Energie verlangt, aber, im Gegentheil, tapferes Anerkennen der Wahrheit und die Offenbarung kraftvoller Erhaltung menschlicher Würde verlangt, sehr wichtig wäre.

Sie fragen nach Sütaeff.>11 Er ist schon seit 5 Jahren tot. Sütaeff gehörte zu keiner der bekannten Secten, aber er war eine Erscheinung der spontanen Entwickelung freisinniger gegen den Trug der Welt protestierenden christlichen Weltanschauung.